Geschichte des Transportfliegergeschwaders 44 "Arthur Pieck"
Kommandeure des TG-44
1. 07.07.1957 - 05.12.1964 Oberstleutnant Kurt Bauditz
2. 05.12.1964 - 14.10.1967 Major Günter Trommer
3. 14.10.1967 - 01.12.1975 Oberst Siegfried Weise
4. 01.12.1975 - 02.10.1990 Oberst Wolfgang Gleis
Entsprechend dem Befehl 60/57 des Ministers für Nationale Verteidigung vom 29. Juli 1957 war bis zum 15. August das Regierungs- und Verbindungsfliegergeschwader der Deutschen Demokratischen Republik zu bilden und am gleichen Tag die Arbeit aufzunehmen. Als Standort war MARXWALDE (Neuhardenberg) bestimmt.
Dieser Befehl wurde durch einen Kurier des Ministers für Nationale Verteidigung wenige Tage nach dem 29. Juli 1957, vor angetretener Staffel verlesen, aber nicht dem Staffel-Kommandeur Major Bauditz ausgehändigt. Damals waren ca. 50 Mann angetreten, um diesen Befehl entgegenzunehmen.
Die Struktur sah vor, insgesamt drei Staffeln zu bilden.
Die 1. Staffel sollte bis zum endgültigen Auffüllungsstand, bis zum III. Quartal 1960, aus:
- 5 IL-14 und 3 B-152 bestehen.
Die 2. Staffel aus 3 Flugzeugen vom Typ AN-2 und die 3. Staffel sollte aus 7 Hubschrauber vom Typ Mi-1 bzw. Mi-4 bestehen.
Die für das Jahr 1957 benötigten zwei IL-14 wurden aus der damaligen "Deutschen Lufthansa" herausgelöst und dem neu gebildeten Geschwader übergeben.
Iljuschin IL 14p
Bis zur Fertigstellung des Flugplatzes Marxwalde hatte die 1. Staffel ihren Standort in Niederlehme und die 2. Staffel in Strausberg.
Die erste Staffel bildete den Stamm des Transportfliegergeschwaders. Ihr Kommandeur war Major Bauditz. Wenn Flugdienst oder technischer Dienst befohlen war, dann fuhr das fliegende, ingenieur-technische und sicherstellende Personal von Niederlehme mit dem Bus nach Schönefeld zur Erfüllung der gestellten Aufgaben.
Nach Fertigstellung des Flugplatzes Marxwalde erfolgte am 06. April 1959 mit 6 IL-14 die Verlegung an den endgültigen Standort. Schon 1960 wurde hier auf den Flugzeugtyp IL-18 umgeschult, welche von allen Beteiligten schnell gemeistert wurde. Im Ausbildungsjahr 1959/60 wurden bereits 1561 Stunden geflogen.
Im Jahr 1962 erfolgte die Umbennung in "Selbständige Transportfliegerstaffel".
Im Oktober 1964 erhielt die Staffel eine TU-124 mit der zivilen Kennung DM-SDB.
Tupolew TU 124 (Quelle: www.ddr-luftwaffe.de)
Am 1. Januar 1973 wurde aus der bisherigen selbständigen Transportfliegerstaffell das Transportfliegergeschwader 44 gegründet. Mit Beginn der 1970er Jahre setzte die Periode der diplomatischen Anerkennung der DDR durch immer mehr Staaten ein. Damit erhöhten sich die Aufgaben des TG 44. Flüge für die Staatsführung wurden mit INTERFLUG-Anstrich durchgeführt. Lediglich zwei Flugzeuge TU 134 A hatten eine Militärkennung für Einsätze im Interesse des Ministeriums für Nationale Verteidigung.
Verleihung der Truppenfahne am 07.Oktober 1974 (Quelle: Der Flugplatz Neuhardenberg-Marxwalde-Neuhardenberg Lang/Materna)
1. März 1976 zum 20. Jahrestag der Aufstellung des Geschwaders wurde dem Transportfliegergeschwader 44 der Traditionsname "Arthur Pieck" verliehen.
Am 23. November 1978 erhielt das TG 44 die ersten IL 62 M. Diese waren nicht in Marxwalde stationiert, sondern in Diepensee, also auf dem Flugplatz Schönefeld.
Tupolew TU134
Iljuschin IL 62M (Quelle http://home.snafu.de)
Tupolew TU 154M (Quelle: Ralf Manteufel)
MIL Mi-8 P
Ende der 80er Jahre war die 2. Staffel mit TU-134(A) ausgerüstet und es gab anfangs folgende "Arbeitsteilung":
1. Staffel flog Regierung und Parteiführung,
2. Staffel Ministerrat und Militärführung (mal ganz grob eingeteilt). Später, mit Einführung der TU154, übernahm die 2. Staffel alle TU-134 incl. deren Aufgaben.
3. Staffel waren die Hubschrauber und die
4. Staffel war die IL62 Truppe, stationiert in Diepensee bei Schönefeld (für die "großen" Vögel war kein Platz in Marxwalde, da hier auch das JG-8 lag). 1984 und 1985 war die Staffel, wegen Erweiterung der Abstellfläche auf dem Hangervorfeld der Interflug in Diepensee bei Schönefeld untergebracht. Die Stärke der Einheit betrug ca. 150 Mann. Übrigens die letzte Maschine die die4. Staffel bekommen sollten, war die DDR-SEW. Diese Maschine ging jedoch an die Interflug und war die Maschine, die später in Schönefeld durch technische Mängel und Fehlverhalten der Besatzung über die SLB hinaus geschossen ist. Letztlich war es eine kleine unauffällige Staffel im Interflugdesign.
Am 01. Juni 1990 werden die Tu-134 mit den takt.Nr.: 115, 116, 117, 118, 119 und 123 nach Vietnam verkauft.
Bestand am 30.09.1990
- 3 Tu-134A DDR-SDR, DDR-SDS, DDR-SDU (11+10 bis 11+12)
- 2 Tu-154M DDR-SFA, DDR-SFB (11+01 und 11+02)
- 3 IL-62M DDR-SEV, DDR-SEN, DDR-SEP (11+20 bis 11+22)
- 6 Mi-8S 911, 914, 915, 945, 950, 735 (93+50 bis 93+55)
03. Oktober 1990
"Ab 03.10.1990 galten bis 31.12,.1990 alle Strukturen, Befehle und Vorschriften der NVA weiter. Darum war der Kopf in Strausberg/Eggersdorf ja auch "Kommando LSK/LV Vorbereitungsstab 5. LwDiv". Auf Anregung des LTKdo Münster wurde aus TG-44 dann erstmal LTG-44. Ab 01.04.1991 kam dann der neue STAN Bundeswehr Ost und ab 01.04.91 arbeiteten wir auch mit LTG-65. Reste THG-34 und TS-24 wurde im Zuge des STAN ja auch erst Teile LTG-65. Org-Befehls 11/91" (Quelle: Waldemar Schellin)
Mit dem Anschluß gem. Art. 23 GG a.F. der BRD wurden die verbliebenden NVA-Angehörigen, Angehörige der Bundeswehr...
(Quelle: www.ddr-luftwaffe.de)
Mit dem Tag der deutschen Einheit am 03.Oktober 1990 wurde die Führung des TG-44 durch den bisherigen Kommodore der Flugbereitschaft der Bundeswehr, Oberst Reiss übernommen. Reiss überführte Teile des Geschwaders stufenweise in den Bestand der Bundesluftwaffe.
Dabei wurden schrittweise weitere Militärangehörige entlassen und Flugzeuge, vorrangig die TU 134A und die IL 62M außer Dienst gestellt.
Am 19.Mai 1991 übergab Reiss das Geschwader an Oberst Stetzenbach. Es war inzwischen zum Lufttransportgeschwader 65 geworden, zu dem das »Transporthubschraubergeschwader 34« (ausgerüstet mit den Hubschraubern Mi-8 und Mi-2) in Brandenburg-Briest, das »Transportgeschwader 44« in Neuhardenberg, die »Selbständige Verbindungsfliegerstaffel« (ausgerüstet mit der L-410) in Strausberg -diese wurde zur Verbesserung der Führung des ohnehin stark zersplitterten Geschwaders nach Neuhardenberg verlegt -und die »Selbständige Transportfliegerstaffel« (ausgerüstet mit der AN-26) in Dresden-Kiotzsche gehörten.
Auflösungsappell Einmarsch des Musikkorps(Quelle: Der Flugplatz Neuhardenberg-Marxwalde-Neuhardenberg Lang/Materna)
Das LTG 65 wurde am 17. Dezember 1992 als Folge der Verpflichtung der Bundesrepublik zur Reduzierung ihrer Streitkräfte aufgelöst. Die Militärangehörigen und Zivilbeschäftigten waren in der KRS-Halle auf dem Neuhardenberger Flugplatz angetreten, als Generalmajor Kleppien, Kommandeur der 5. Luftwaffendivision, die Außerdienststellung vornahm. Mit der Übergabe der Truppenfahne durch den Kommandeur des LTG 65 endete für den Ort Neuhardenberg die Ära als Militärstandort.